Samstag, 15. Oktober 2022

Beziehungscoachingtheorie: Beziehungen, Beziehungen

 Anscheinend war Hemingway, der sagte, dass ein Eisberg sich darum so anmutig bewegt, weil sich nur ein Actel von ihm über Wasser befindet.

Menschen werden immer wieder mit allen möglichen Dinge und Sachen verglichen. Nehmen wir heute den Eisberg vor. 

Ein kleiner Teil unseres Wesens guckt zur Oberfläche hinaus, der größte Teil schlummert aber unter Wasser. Sigmund Freud wusste das bereit, so begründete er die Psychoanalyse auf der Annahme der Beeinflussung des Bewusstseins (Spitze des Eisbergs) durch das Unbewusste.

Jeder Mensch schleppt unter der Wasseroberfläche diesen riesigen Eisbrocken mit sich herum, der sich aus unbewussten Annahmen, Grundbedürfnissen und Persönlichkeitsanteilen zusammensetzt. Was passiert aber nun, wenn sich zwei Eisberge aufeinander zubewegen?

Über die Oberfläche kann die angemessene Nähe bzw. Distanz eingeschätzt und angepeilt werden. Unter dem Wasser kann es aber sein, dass es schon längst zur Kllision gekommen ist. ZBANG!

Du kennst bestimmt Beziehungssituationen, in denen man plötzlich übertrieben gereizt, eifersüchtig oder ängstlich auf das Verhalten des Gegenübers reagiert, ohne dass man sagen könnte, woran es genau lag. Da wir uns quasi nicht darüber bewusst sind, was wir oder die anderen Menschen unter der Wasseroberfläche am Ballast herumschleppen, können wir in Beziehungen immer wieder ungewollt anecken.

Ohne es zu merken, drücken wir dabei tollpatschig auf die Knöpfe, die unser Gegenüber verletzen oder zum Explodieren bringen können. Ein scheinbar harmloses Verhalten, eine Aussage oder auch nur ein einziger Blick einer geliebten oder fremden Person kann eine intensive emotionale Reaktion auslösen, wenn unter der Wasseroberfläche am Eis gekratzt wird. So kommt es immer wieder zu den gleichen Konflikten, Missverständnissen und schädlichen Beziehungsmustern. Ein Blick unter die Wasseroberfläche ist gefragt!

In unserem Erleben und Handeln werden wir von tief verwurzelten emotionalen Bedürfnissen geleitet. Der Psychlotherapieforscher Klaus Grawe (2004) beschrieb zum Beispiel die vier folgenden GRUNDBEDÜRFNISSE:

1. BINDUNG: das Bedürfnis nach Nähe, Vertrauen und Verbundenheit

2. KONTROLLE: das Bedürfnis nach Sicherheit, Durchschaubarkeit, Vorhersehbarkeit und Selbstbestimmung.

3. SELBSTWERT: das Bedürfnis, sich selbst als wertvoll und liebenswert zu erleben und sich ständig weiterzuentwickeln.

4. LUST/UNLUST: das Bedürfnis, erfreuliche, lustvolle Erfahrungen herbeiführen und schmerzhafte, unangenehme Erfahrungen vermeiden zu können.

Siehe weiter DIE BEDÜRFNISBILANZ 

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