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Dienstag, 28. Dezember 2010

DE_Himalaya_16 - Mong-N.B.

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EVEREST TREK
16.Tag des Treks, 28. Dezember 2010
Phortse Thanga (3.675 m)-Namche Bazaar (3.440 m )
7 Stunden unterwegs

Um 7:50 in der Früh war ich schon unterwegs. Es war viel zu kalt irgendwie, um noch einen Frühstück zu bestellen. Ich wollte weg von dort. Ich hatte eine schwierige Nacht hinter mir, auch wenn doch ein bisschen ruhiger. Ich musste zur Toilette nur zwei Mal und die Nase störte mich auch ein bisschen weniger, ich musste sie nur 15 Mal putze. Ja, ich weiss, es klingt komisch, so genau im Zahlen zu sein, aber als ich aufstand und mein Rucksack einpackte, habe ich auch alle Papierstücke auf dem Boden gesammelt, um sie ordentlich wegzuwerfen. Es waren 15 Stücke, so einfach ist das. So, insgesamt habe ich nicht schlecht geschlafen und das war verdammt gut!!
Morgens ist immer so kalt, so furchterlich kalt. Viel schlimmer als abends. Ich denke, ich könnte ein ganzes Buch nur über die Kälte schreiben. Die Kälte und alles was diese bedeutet. Himalaya Kälte. Kälte des Nieder-, Mittel- und Hochlandes. Nacht-, Morgen-, Dämmerungs- und Abendkälte. Kälte auf leeren Magen.  Müdigkeitskälte. Kälte beim Tisch. Kälte durch die  Knochen. Die Kälte aus dem Ofen. Kälte in der Gompa (Kloster). Kälte in den Socken. Kälte unter der Zunge. Die Kälte aus den Ohren meines kuscheligen Diddl Mouse. Windkälte. Kälte im Dickdarm. Die Kälte der Eiswasserfällen. Kälte der Schatten und der Sonne. Wasserkälte. Gesteinkälte. Die Kälte als selbständige Entität. Die Kälte als Status, als Lage. Die Kälte als lebendigen Wesen. Die Kälte aus dem Schlauch meines Kamelbags und so weiter und so fort. Gedankenkälte. Halt! So werde ich nie enden.
Der Weg ging hoch, nicht steil, aber konstant bergauf. Ich ging total langsam. Ich war müde, die Kälte nimmt sehr viel Energie mit. Ich und die 20 Kilos meines Rucksacks gingen Schritt nach dem Schritt auf dem engen Pfad. Es war teilweise steinig. Meine Bewegung war wie ein Strick, meine Beine waren die Nadel, die Schritte waren die Augen und der hintergelassenen Pfad war der gestrickten Schal. Rechts von mir war der Berg, mit stein und trockene Pflanzenwelt. Links war die tiefe Lücke und weit unten, der kalten Fluß.
Auf der andere Seite, nach eine Gehstunde, eröffnete sich vor meinen Augen eine wunderschöne Panorama mit dem kalten AmaDablam Berg, der auch – genau wie ich – die Sonnenstrahlen erwartete. Da war auch ein flaches Grundstück, welcher irgendwie unverständlich sich aus dem Berg herausstreckte. Auf das irgendwie suspendierten Grundstück, im Schatten und Kälte, befand sich eine menschliche Siedlung, mit ein paar dutzende Haushalten. Es war wie ein Insel in einem verlorenes und von der Zeit vergessenes Universum. Kein Licht. Es war halb neun und ich war seit 50 Minuten unterwegs, ich zitterte vor der Kälte und atmete nicht so einfach.

Ich hatte ein einziger Wunsch: die Sonne! Wenn die Sonne rauskommt, die ganze Welt dort, hoch in den Himalayas, ändert sich drastisch. Binnen nur einigen Sekunden diese Änderung wird wahnsinnig, großartig, wohltuend. Die Sonne belebt alles. Aus dem Augenblick des Überlaufes seinen Strahlen über das ganze Land, die Schatten werden warm und angenehm und nach 5 bis 15 Minuten befreit man sich von allen dicken Klamotten, alles wird schöner, heller. Man fühlt sich neu geboren. Ich habe den Sonnenaufgang auf Cotopaxi, Chimborazo, Kilimanjaro und hier, in den Himalayas, rund um die Annapurna, unterwegs zum Thorung La erlebt. Jeder Sonnenaufgang ist so verschieden, jeder wird ein ganz besonderen Erlebnis.
Ich wartete auf dem Sonnenaufgang. Ich war wie einen hungriger Geparden der seine zukunftige Mahlzeit beobachtet. Als ich die Näherung des Wichtigsten Augenblicks fühlte, hielt ich an, bereitete meine Kamera und fing an zu zählen. So habe ich Aufnahmen der Sekunden vor dem Sonnenaufgang, mit dem Sonnenaufgang und die sofort kommende Sekunden. Die entfernte Siedlung bekam plötzlich lebendig, zumindest in meinen Gedanken. Vielleicht schliefen die Bewohner noch um diese Uhrzeit, keine Ahnung, es war zu weit entfernt, um solche Details beobachten zu können. Eins war mir aber klar: Meine Zitterei wegen der Kälte hatte ein Ende, hurrra!! Ich fühlte mich energischer und wollte Mong erreichen (3.973 M.ü.M.), da ich dort mein verspätetes Frühstück haben wollte.

Ich ging noch eine Stunde bergauf. Ich traf keine Seele. Als schließlich die langen Serpentinen des Weges ihren Ende zeigten und der Weg selbst breiter wurde, fühlte ich mich viel höher als dem Startniveau vor fast zwei Stunden. Ich war 300 Meter höher. Ich erreichte Mong La Pass um 9,30 und ich freute mich auf einem gespanntes und sonniges Frühstück.

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