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Donnerstag, 26. Juni 2014

Das Leben nach dem 2. ironman .....

.... geht einfach weiter. Mit Kummer und einige Tränen, aber vergeht weiter. Alles geht weiter, immer. Egal was wir machen, egal was wir erleben, ob wir uns freuen, ob wir leiden, ob wir lachen oder weinen. Die meisten von uns sind doch so unsinnig und so dumm .... wäre zu schön uns gegenseitig nicht mehr zu verletzten, zu demütigen ... 
Mein unglaubliches Finish am Samstag hat mit nachhinein zerschlagen. Und niedergeschlagen. Je mehr ich mich darüber erinnere, desto mehr weine ich .... so viel Schmerz, inneren Schmerz und körperlichen Schmerz .... habe ich nie zuvor in meinem Leben erlebt. Wie lassen uns so weit rutschen .....? 
Eine Frau, Roxana Lupu, die am Samstag ihr ersten ironman mit einer sehr gute Zeit absolvierte, sagte mir heute: "Du hast es nicht aufgegeben, gerade weil du ein ironman bist!" Das war schön zu hören.
Immer noch ein bisschen niedergeschlagen, aber mir geht es besser. 
Nach dem Finish landete ich im Rettungswagen und dort wurde ich liebevoll gepflegt. Ich war voll bewußt, die Ärtzte kommunizierten mit mir. Schwierig, aber ich konnte sprechen, ich konnte hören. Es war mir kalt und ich fühlte mich wie eine Kerze schmelzend. Ich schmelzte mich um mich hinein. Einfach so. Es ist ein unglaubliches und unbeschreibliches Gefühl, fast dass ich nun sagen würde, es löhnt sich, ein Mal im Leben, so was spüren, erleben zu dürfen. Es klingt verrückt, richtig? Du bist an der Höchstgrenze deiner körperlichen Schmerz, aber gleichzeitig tut Dir nichts weh, ich meine der Kopf tut nicht weh, die Beine tun nicht weg, Leber, Magen oder was weiss ich noch sind OK .... Du schmelzt Dich in Dich hinein, einfach so ....
Ich wurde nach Hause gebracht. Ein Freund von Roxana brachte mein Fahrrad nach Hause, da wir alle bei Cristina wohnten. Ich wurde also nicht alleine gelassen. Wäre verrückt gewesen, ganz alleine zu sein, in so einer Situation ..... 
Cristina nahm alle meine Sachen und alle landeten in der Waschmaschine. Ich blieb alleine im Zimmer.  Ich kroch langsam ins Badezimmer und ich entschied doch ein Bad zu nehmen. Vor zwei Jahren, als ich die Halbdistanz in 6h40min schaffte, war mir so schlecht, dass ich nicht mehr badete und ich schlief total angezogen ein! Aber damals war mir total anders schlecht ....
Ich blieb lange in der warme Badewanne. Mensch, es war so mühsam .... so mühsam ..... Dann aber hatte ich so Hunger, irgendwie. Ich kroch zwei Werkstöcke in die Küche, nahm mir Gemüsensuppe und kam langsam wieder hoch ins Zimmer. Da ich das Ganze schaffte und da ich dazu noch essen konnte war perfekt!
Ich war so müde, so erschöpft, dass ich nicht mehr denken könnte. Cosmin war weg, ich hatte das Zimmer nur für mich, ich brachte die Katze zurück ins Zimmer - der ist alergisch beim Katzen, nah so was!!!!  - und ging schließlich ins Bett. Nach 16 Stunden sportliche Tätigkeit, um 5 Uhr in der Früh aufgestanden, geschwommen, Rad gefahren, gerannt .... nun durfte ich mich hinlegen und durfte schlaaaaafeeeeeennnnn.... ich war zu erschöpft, um noch weinen zu können. In 2013 weinte ich über die Nacht und konnte nicht einschlafen, so glücklich und so tapfter und gut fühlte ich mich. Nun fühlte ich mich nur verrückt, tapfer und erschöpft. Ich hatte es nicht aufgegeben, ich erreichte das Ziel ... wie unglaublich konnte das sein?!
Ich habe gut geschlafen, aber zu kurz, da un halb neun die Cristina kam. "Aufstehen :-), wir fahren zur Siergerehrung!!" "Neh, ich komme nicht. Ich will schlafen und außerdem schäme ich mich so .... ". Cristina konnte nicht verstehen, warum ich mich über die 4 Sekunden über die Zeitlimit schäme, aber sie konnte mich nicht überreden.
Die fuhren weg, ich war alleine im riesigen Haus. Konnte nicht mehr einschlafen. Ich dachte, morgen verlasse ich das Land, komme dieses Jahr bestimmt nicht wieder ... würde die Leute gerne sehen, die Freunde, die ich seit 4 Jahren immer wieder bei Wettbewerbe treffe. Ich muss einfach hinfahren. Es war schon 10 Uhr. Mein Handy war ruhig, keiner rief mich an. Die dachten bestimmt, ich bin längst schon tot :-)
Ich hatte Hunger, aber keine Zeit mehr zu essen. In der Küche war etwas Fleisch auf dem Tisch, ich konnte kein Fleisch essen. Nur Tee trinken. 
Die Siegerehrung war für 10:30 geplant. Ich dachte, die 4 Km bis Bratianu Park fahre ich mit dem Rad in Viertel Stunde. Ich wollte weg, alle Haustüren waren aber gesperrt. Hm ....  Die einzige, die die Schlüssel in hatte war die Küchentür. Ich nahm also die Schlüssel mit, nahm das rote Rad und fuhr weg.
Bratianu Park war leer ..... vor der Augen hatte ich die Siegerehrungen der Vorjahren .... nun war alles leer. Das kam mir so komisch vor, ich fing an zu weinen ... ich telefonierte dann mit einer Freundin in Bukarest und blieb auf einer Bank sitzen.
Und ob die Siegerehrung hoch, beim Hanul Pescarilor statt findet?! Ich rief Luminita an, keine Antwort. Ich rief Sebastian an, keine Antwort. Ich rief Cornelia an. Ja, die waren dort. Alles fing drei Viertel Stunde später und sie meinte, ich hätte noch Zeit, die wären alle da.
So, die Sonne strahlte und auf mich warteten noch etwa 5-6 Km bergauf. Verrückt. 
Ich erreichte das Saal und suchte nach einem passenden Platz, mein Rad zu sperren. Dann hörte ich plötzlich: "Ankaaaa, kom!! Du wirst gerufen!!" Mugur war, der hatte mich gesehen.
OK .... ich lies das Rad und ging hinein. Istvan rief vorne alle, die die ironman Distanz geschafft hatten, wie jedes Jahr. Der Letzter war als erster gerufen, also ich :-) Das Saal war voll und alle empfangen mich mit riesigen Applaus!! Unbeschreibliches Gefühl ...... zwar noch ein bisschen geschämt, ging ich nach Vorne, meine Finisher-Diplom zu bekommen. 
Die Siegererhung war schon, aber nicht so schön wie in den Vorjahren, weil der Platz nicht mehr genügte.
Platz 1. - auf Nationalebene - hatte die Dana Torok, 12 Stunden 42 Minuten .... bin wortlos und ich kann mir nur vorstellen, wieviel und wie lange sie dafür trainiert hatte, ein Jahr lang .....
 
Die Dana hatte mich schon 2012 beeindruckt und werde sie nie vergessen können .... sie hatte 2 Radpannen, weinte auf der Radstrecke, da sie eigentlich die erste war .... dann gab ihm jemand ein Ersatzteil und sie trat wieder ins Rennen und war sogar auf dem Podium beim half ironman Distanz .... ich selbst hätte es alles aufgegeben, nach 1-2 Pannen .... sie fuhr weiter ..... 
Im 2013 schrieb ich hier:
"Dana Törok, care a pierdut locul I la half pentru un minut distanță (!! qzyQY*./!!) și pe care o știam de anul trecut, căci în pofida a două pene de cauciuc pe proba de bicicletă tot a luat treapta a treia a podiumului la half, mi-a mărturisit ieri că era acolo când plângeam și că o apucase și pe ea plânsul de plânsul meu ....."
Wie immer, alle waren in große Eile, da jeder eine lange Fahrstrecke vor sich hatte, viele Stunden unterwegs. 
Ich dagegen, blieb im Oradea bis am Montag. Ich nahm nicht das Risiko, alleine die 500 km zurück nach Wien zu legen.
Wir klatschten und freuten uns alle zusammen, aber doch keine Zeit alle zusammen ruhig zu einem Bier oder Tee oder egal was immer uns zu setzen.
So, die fuhren weg und ich blieb.....
Der Rest des Tages bedeutete einpacken und ruhen, wenig gegessen .... was nicht gut war. Ich hatte aber keine Lust dazu, un mir etwas bestimmtes vorzubereiten auf keinem Fall. Hätte schon etwas gegessen, wäre etwas da gewesen. Es gab nur eine leichte Gemüsensuppe.
Die Fahrt am Montag verlief gut. Ich verließ Hangas Haus sehr spät, war schon 12:30. Ich musste noch tanken. Nun hatte ich zwei Räder auf dem Auto, musste also vorsichtiger fahren.
Das Wetter war herrlich. Und ich war zwischen Kummer und Freude ..... würde darüber auch nicht weiter schreiben. Eins war aber klar: Die Reise nach Oradea hatte mich nicht pozitiv aufgeladen .... seelisch war ich total kaputt. Keine Ahnung warum.
 Der Kater war ruhig. Als wir von Wien nach Oradea fuhren, war er nicht ruhig und die Fahrt war gar nicht angenehm, musste sechs Mal einhalten!!
Nun aber, frei im ganzen Auto, fand er sich sein Platz irgendwo in einer komische Position und sagte gar nichts die ganze Strecke bis nach Hause :-)
 Ab Dienstag früh fing ich die Büroarbeit wieder. Ohne je Lust und gute Laune. 
Die ganze Woche aber war auch für die anderen ein bisschen komisch, alle waren müde und lustlos.
Am Mittwoch war nicht so warm und auch bewolkt, mein Kummer hatte angefangen und musste was machen. So stürtzte ich ohne Neoprenanzug in die Donau, nach der Arbeit. Nur 700 m, dann wieder aufs Rad nach Hause, die 2,3 Km.
Am Donnerstag war sonnig und bisschen wärmer und ging wieder schwimmen, aber ruhiger diesmal. Halbe Stunde, ein Km. 
Bin also insgesamt 56 km Rad gefahren, langsam - jeden Tag zur Arbeit und zurück - und 1,7 km geschwommen. Sonst gar nichts. Nicht so viel gegessen, viel geschrieben. 
Habe eine nette Dame kennengelernt, beim Schwimmen, wir unterhielten lange.
Habe auch einen Kerl kennengelernt, beim Radfahren.
Also, das Leben fließt weiter und werde langsam zu mir kehren.
Plane schon weiter, habe schon einige Sachen gebucht .... ich muss weiter, mich bewegen, Neues entdecken .... Kummer ist nicht gut, Enttäuschung ist nicht gut, Traurigkeit ist nicht gut.
Ciao ironman Oradea, bis nächstes Jahr am 27. Juni!! Ein Jahr ist kurz und gleichzeitig lange genug, Dinge passieren .... die Zeit wird schon alles regeln.

2 Kommentare:

  1. Schmerz ist gut fuer starke Menschen. Der Rest ist Schweigen.

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    1. Die "starke Menschen" sind eigentlich gar nicht so stark. Wäre ich stark, würde über solche Sachen gar nicht schreiben. Ich würde einfach weiter gehen, ohne je Gedanken. Alles zurück lassen. Ich bin nicht stark. Ich MUSS nur überleben.

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