Es war immer nur noch eine Frage der Zeit. Und mit "immer" meine ich eigentlich seit diesen Sommer, als wir alle wieder wie "vorher" ein- und ausatmen "durften".
Jetzt ist es nur noch eine Frage der Stunden. Wieviele Stunden bis uns alles wieder verboten wird?
Ich bin gar nicht religiös. Ich glaube an Etwas weil ich so unterwegs viele Wunder erlebt habe und weil ich doch ganz deutlich erkenne, dass mein Leben geführt wird. Ich glaube an das Heilungspotential unseres Wesens. Ich glaube an einer Vorbestimmung, die wir nicht kennen oder die uns früher oder später erkennbar wird. Ich glaube an von uns unsichtbaren Leitfaden, die uns zu bestimmten Entscheidungen führen. Jede Entscheidung hat eine Wirkung und das passiert jeden Tag, jede Stunde, fast jede Minute unseres Lebens.
Ich glaube auch daran, dass wir jeden Tag DANKE sagen sollten, nicht nur bei bestimmten Anlässen. Dass wir jeder Zeit nach Gefühl (und nicht nach Pflicht) jemanden etwas verschenken sollten und nicht nur für Weihnachten, Ostern, Namen- oder Geburtstagen. Ich habe so immer gehandelt.
Wenn ich Tote in einem Friedhof habe (wie verrückt das klingt ... ich habe keine Tote, wir können keine Tote haben, die stehen nicht in unserem Besitzt ... wie verdorben ist unsere Sprache denn?!) so glaube ich, dass ich sie immer besuchen kann, nicht nur an bestimmten Tagen. Falls mir diesen Besuch "Wert ist" - es ist von Mensch zu Mensch so unterschiedlich und hängt mit der eigenen Geschichte zusammen.
Unser geplanten Weihnachtsfeier wurde heute abgesagt. Ich habe mich innerlich gefreut, weil ich dahin gar nicht gehen wollte. Die Zeiten, wo ich nur aus Pflichtgründen an etwas teilgenommen habe, sind bei mir vorbei. Gesehen zu werden brauche ich überhaupt nicht. Und das hat mit "Corona-Ära" nichts zu tun.
Ob zwischen lebenden und Toten eine Verbindung durch die Jahren besteht - ich kann das nicht nachvollziehen. Die Verbindung ist da wenn wir sie hierher bringen, denke ich. Ob diese Verbindung zu uns durch Träume übermittelt wird - das kann ich auch nicht so genau sagen, ich weiss es einfach nicht. Die einzige sehr starke solche Verbindung habe ich zu meinen verstorbenen Kater gehabt. Er kam einfach auf mich zu, im Traum, etwa acht Monate nach seinem Tod. Er ist bei mir eine Weile geblieben, dann erlisch das Gespür seiner Anwesenheit. Ich denke oft an ihn aber das bedeutet nicht, das zwischen uns eine Verbindung entsteht. Oder doch?!
Ich denke oft an meine gestorbene Mutter ohne ein Gefühl der Verbindung zu haben. Ich glaube oft, dass sie überall bei mir ist und alles miterlebt. Ich habe sehr spät gelernt, meine Mutter zu lieben und sie dabei halten zu wollen. Ich frage mich in diesem Moment, ob sie jetzt bei mir ist, ob sie jetzt mich ansieht, ob sie sieht, was ich hier schreibe und ob sie weisst, was ich gerade denke.
Ich glaube, dass für uns wichtiger ist, zuerst die Verbindung zu uns selbst zu entdecken, sie wahrzunehmen und zu pflegen.
E-Mail von der Stadtgemeinde Zell am See heute, Donnerstag, den 29. Oktober 2020:
Aufruf der Österreichischen Bischofskonferenz an die Pfarrgemeinden
Die Gräber zu besuchen, der Verstorbenen zu gedenken, für sie zu beten und sich der eigenen Sterblichkeit bewusst zu werden, gehört wesentlich zum christlichen Glauben, besonders an Allerheiligen und Allerseelen.
In vielen Gemeinden geschieht dies in gemeinsamen Feiern, zu denen meist viele Menschen in der Kirche und auf dem Friedhof zusammenkommen. Aufgrund der steigenden Infektionszahlen in der aktuellen Entwicklung der Pandemie ist das Totengedenken heuer jedoch nicht in gewohnter Weise möglich.
Gemeinsame Gottesdienste zu Allerheiligen und Allerseelen am Friedhof können in diesem Jahr nicht stattfinden. Die Gräber werden aber gesegnet werden, wenn auch nicht im Rahmen einer gemeinsamen Feier.
Die Bischöfe ermutigen aber ausdrücklich dazu, anlässlich von Allerheiligen und Allerseelen die Gräber zu besuchen und für die Verstorbenen zu beten. Von größeren Familienzusammenkünften möge aber heuer in diesem Zusammenhang Abstand genommen werden.
Hilfen für das persönliche Gebet für die Verstorbenen (zu Hause und an den Gräbern) finden sich u.a. im Gotteslob, den diözesanen Websites sowie unter www.netzwerk-gottesdienst.at.
Wie bei jedem Gottesdienst wird gerade auch zu Allerheiligen und Allerseelen in den Kirchen der Verstorbenen gedacht und für sie gebetet werden.
Wien, am 22. Oktober 2020
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